das tägliche brot - ein königreich für eine plastiktüte
beim eintreten fühlte ich mich sofort wie in einer boulangerie - nicht zu verwechseln mit der boucherie - ja, ja, das klingt zwar ähnlich, aber das geübte auge erkennt den unterschied sofort und der geneigte vegetarier hätte möglicherweise eine bestellhemmungsneigung...
es duftete herrlich nach frisch gebackenem brot und allerlei anderen französischen leckereien. vor allem aber nach frisch geröstetem kaffee. frisch zubereitete sandwiches, hausgemachte suppen und üppige salate wurden von den sehr zuvorkommenden serveuses et garcons an die vollbesetzten tische gebracht. hier galt übrigens auch - wie in fast allen guten restaurants - "please wait to be seated". also nix da, mit platz da. wenn man allerdings höflich fragt, hat man ganz gute chancen, den wunschplatz zu ergattern.
ich bestellte mir ein klassisches französisches frühstück (baguette, butter, konfitüre - allerdings hatte ich lust auf einen earl grey tea). es schmeckte tres, tres bon und wollte ein paar seiten in meinem neusten buch über new york lesen: here is new york von e.b. white. eine kurze geschichte, die white vor über einem halben jahrhundert geschrieben hat. john updike schrieb über white's essay: "...white's homage feels as fresh now as fifty years ago...". mittlerweile habe ich eine ahnung davon, was beide meinen. sehr lesenswert.
ich kam allerdings nicht zum lesen, denn ein älterer herr setzte sich zu mir an den tisch und fing gleich mit smalltalk an. das ist hier üblich. smalltalk eben. er verlor ein paar worte über das wetter und ich fachsimpelte mit. hätte ich mal lieber sein lassen sollen... ich fasse mal kurz seine anschliessenden fragen zusammen: you live here? are you alone? where do you live? do you have an appartment? do you have any friends in new york? als ich versuchte ihm eine eher philosophische antwort zu geben, so nach dem motto: man muss auch mal alleine sein können, sich selbst lieben können... fragte er mich: "...do you mean physically? with yourself?". das war dann das stichwort. den rest des frühstücks inhalierte ich halb im stehen und wünschte ihm noch einen schönen tag...
ein foley-skandal hier reicht...
der schauer war inzwischen ein richtiger platzregen geworden und daher entschloss ich mich mit der subway zur bank zu fahren. diese idee hatten dann auch noch ein paar andere. so schnell wurde aus dem parisfeeling mal eben tokio (konnichiwa - saionara - aligato)... es fehlten nur noch die passagierschieber mit den weissen handschuhen. das ölsardinengefühl stellte sich binnen sekunden ein. ich musste zwar nur drei stationen fahren, aber es reichte für meinen ersten kleinen klaustrophobischen anfall. wahnsinn. es war sowas von unbeschreiblich eng und unangenehm. das war tuchfühlung. aber die plastiktüte war fern. ich schloss die augen und versuchte an etwas anderes zu denken. im winter werde ich zu fuss zur arbeit laufen. was sind schon 97 blocks. trimm dich fit. ich war heilfroh, als ich endlich aussteigen konnte.
ob bei mir bezüglich des morbus ölsardiniae eine desensibilisierung hilft, wage ich zu bezweifeln.
...I'm singing in the rain...
0 Comments:
Post a Comment
<< Home