Sunday, October 22, 2006

nessun dorma - I really love germany

samstag, 21.10. - "saturday night life!", dachte ich mir, noch schnell duschen, waschen, legen, föhnen, zog mir das feine kleid an und freute mich auf bevorstehende, kulturelle leckerbissen. zumindest einer von ihnen sollte mir später fast im hals stecken bleiben. ich fuhr mit der subway richtung downtown bis zur 4ten/washington square, in der nähe des blue note und lief noch ein paar blocks richtung washington square park/new york university. ich hatte für 20:00 uhr im caffe taci einen platz reserviert (10 waverly place at mercer street).


www.caffetaci.com

dort - auch genannt: piccola opera house - findet jeden freitag und samstag abend (ab 21:30 uhr) ein soiree d'opera statt. essen konnte man dort natürlich auch. die leckeren pastagerichte standen zumindest schon mal auf der speisekarte. leider war der koch nicht verliebt... ich versuchte daher mit pfeffer, salz und parmesan zu retten, was nicht zu retten war. zumal der parmesan hier in new york eher ein wannabe ist...

beim antipasti konnte man eigentlich nicht viel falsch machen. der torre caprese sah lecker aus und unter tatkräftiger mithilfe des russischen cameriere, erfuhr der geschmacksneutrale tomamozbasili-turm die idee einer gewürznote. bei der secondi piatti wurde die lösung des problems schon etwas anspruchsvoller. als sich der ober schliesslich mit einer sehnenscheiden-entzündung im rechten handgelenk bei mir verabschiedete - die pfeffermühle war nun ohnehin leer - hatten die bavette alla vongole veraci jetzt zunindest eine nette dekoration.

den 98er montepulciano reserva gab es leider nicht mehr (..."thank yoooouuuu, we HAVE to change that on the winelist...!"). dafür bekam ich einen 2000er - der war richtig gut und passte zur anschliessenden künstlerischen vorstellung. eine ca. 80jährige pianistin - anna aus russland - betrat die kleine bühne und spielte den rest des abends wie ein lochkartenpiano. insgesamt 4 opernsänger(innen) wechselten sich mit ihren opernarien ab. es gab das volle programm der bekannten "wirwollenmitsingen" und "wirwollenauchmitschunkeln" arien... carmen, turandot, aida, la bohème und das cantante quatro lirico schmetterte zum abschluss das o sole mio. klingt kitschig. ein klein wenig war es das auch, aber die stimmung war trotzdem ehrlich und taci.

das publikum bestand zum teil aus amateur-operisten, die entweder im takt leise mitklatschten, stummsingen vollführten und sogar in der pause auf der bühne ihr bestes gaben. das muss man mal miterlebt haben.

nach gut drei stunden zog zufrieden ich weiter...

...denn punkt 2 der abend- bzw. nachtordnung stand nun auf dem programm: "midnight - comedy on the edge". ich fuhr mit dem taxi in die 318 west, 53rd street zum new york improv comedy club. eigentlich hätte ich da schon etwas stutzig werden müssen. ich hatte nämlich im internet gestöbert und mich bezüglich improtheater informiert. ich war sehr verwöhnt durch die gorillas in berlin im ratibortheater und hoffte jetzt hier - im land des improv, in new york - richtig grosse jungs und mädels auf der bühne zu sehen.

www.nyimprov.com

mit etwas verspätung betrat der host des abends die bühne und legte sofort los.

noch einmal kurz zur erinnerung: ich bin hier im land der prüderie, offiziell gibt es hier keine prostitution, oben ohne am strand endet im knast und zeitschriften, die eine mutter beim stillen zeigen, lösen hier eine kleine revolution mit anschliessender zeitschriftenverbrennung aus...

ich versuche die dreistündige performance der 4 protagonisten auf einen nenner zu bringen:

KCUF!

oder war es

CUKF?

moment es war:

UKFC!

nein, es war

FCUK,

oder? na ja, so ähnlich jedenfalls. es ging die ganze zeit nur um das eine und wenn es mal nicht darum ging, wurden alle religiösen glaubensgemeinschaften und/oder minderheiten auf"s übelste beschimpft. ich bin mit sicherheit kein kind von traurigkeit, aber das war weit, weit unter der gürtellinie... sich nur lacher auf derartige kosten dritter zu verschaffen, ist sicherlich fragwürdig. da verschaffte selbst das corona bei mir keine steigerung der akzeptanz. jetzt kommt aber erst der hammer: mit noch mehr verspätung kam gegen 00:30 uhr eine komplette schulklasse (durchschnittsalter: 16! ich meine das nicht intellektuell, sondern ernsthaft) ins improtheater und die hatten bei der stand-up-comedy the time of their life! quo vadis amerika? und was der vater, der mit seiner 15jährigen tochter in der ersten reihe sass, ihr nach der show gesagt hat, hätte ich gerne gehört.


zumindest wurden die eleven standesgemäss ins theater gebracht... davon standen zwei vor dem eingang.

ich war schon ein wenig fassungslos. ich verliess kurz vor schluss den laden und wurde vor der tür gefragt, ob ich feuer hätte. zwei mitarbeiter des improv hatten ein zigarettenpäuschen eingelegt. nach meinem freundlichen "nein!", fragte mich der eine:

"where you from?"

ich sagte ihnen, dass ich aus deutschland käme und hier beruflich zu tun hätte. daraufhin strahlte der rechte von ihnen und sagte so richtig from the bottom of his heart:

"hey, I love germany, it's a great country, man! I have been there this summer.".

ich wollte natürlich wissen, wo er den gewesen sei...

"in frankfurt, man! what an awesome city!".

als ich dann nachfragte, wie lange er denn dort war und was er denn gesehen habe, antwortete er knochentrocken etwa so: er hatte einen zwischenstopp in frankfurt. er war auf der rückreise von griechenland nach new york und konnte erst am nächsten tag weiterfliegen. deshalb musste er irgendwo ausserhalb frankfurts in einem hotel übernachten. er sah mich sehr bestimmt an und sagte dann:

"...but you know what? the autobahn, man, I really love the german autobahn...!".

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