Sunday, January 28, 2007

wetter geht immer - der kleine nuhjorg knigge

samstag, 27.01. - würde mich jemand fragen, welches die am häufigsten benutzte bemerkung in frankfurt und umfeld wäre, so viele mir die wahl nicht leicht. ich müßte mich zwischen "he?", oder "was is?" entscheiden. he? bedeutet ins hochdeutsche übersetzt ungefähr: "...entschuldigen sie bitte, ich habe sie gerade eben nicht verstanden, könnten sie das vielleicht noch einmal wiederholen...? danke!". was is? ist eher selbsterklärend und ergo in gehobenen kreisen tendenziell dem he? vorzuziehen, da dies weniger interpretationsspielraum läßt und daher fast schon der hochdeutschen frage (siehe oben) gleichgestellt werden kann. das geübte ohr erkennt allerdings am tonfall, ob es sich dabei um eine eher genervte, oder eine gelangweilte antwort handelt. in der ehemaligen dee dee err - so wurde berichtet - wäre "gänsefleich" das wort der wahl gewesen. auf hochdeutsch: "...entschuldigung, könnten sie vielleicht...? und in new york gibt es gleich drei gewinner: "I'm sorry (oder in der gebräuchlicheren kurzform: sorry!)", "excuse me" und "I'll check that for you". ja, eine sehr höflich stadt. kultiviert. eine stadt mit niveau.

I'm sorry oder excuse me hört man schätzungsweise 200-300 mal pro tag ca. , nicht mit eingerechnet die anzahl der selbstartikulierten I'm sorry-repetitionen. nein, nein, nein. die leute sind hier weder bekümmert, betrübt noch traurig. sie bereuen auch nichts, bzw. zerfließen auch nicht in selbstmitleid. jemand steht im weg? auf der rolltreppe, dem gehweg, im supermarkt, oder sonstwo... sorry! und schon hüpft der blockant zur seite. so macht man sich den weg frei.

genauso wenig eignet sich für excuse me die übersetzung: "entschuldigen sie mich bitte!". excuse me entspricht im sinne der intonation eher dem rhein-mainischen rustikal was is? oder je nach situation auch mal: mach ma platz da! I'm sorry ist also der indikativ der wegräumung und excuse me der komperativ und sollte daher nicht unterschätzt werden, da sich dann schon beim beschwerenden leichter bluthochdruck eingestellt hat. der superlativ besteht aus den folgenden buchstaben (in alphabethischer reihenfolge): c.f.f.f.k.o.u. - aber den hört man hier glücklicherweise (außer unter motorisierten verkehrsteil- nehmern) so gut wie nie.

wenn man hier im land of the free jemandem eine klare und von der struktur her eher simple frage gestellt hat und als antwort ein: "I'll check that for you!" erhält, kann man - ohne zu warten - direkt weitergehen und sich solange durchfragen, bis man glaubt, die richtige antwort erhalten zu haben. I'll check that for you hört man hier durchschnittlich 10-20 prozent häufiger, als die bereits oben erwähnten pares inter pares. genau überlegt ist halb new york am checken...

darüber hinaus gibt es noch allerlei regeln, an die sich aber keiner hält. rote ampeln interessieren hier überhaupt keinen. das "don't walk", das hier früher auf den fußgängerampeln zu lesen war, wurde nicht als aufforderung zum stehen bleiben verstanden, sondern bedeutete umgangssprachlich: "run!". heute leuchtdiodet einem eine rote hand entgegen, die pedestrians rennen aber weiterhin alle bei rot über die straße. dafür stellt sich hier jeder brav und ohne zu murren in jede warteschlange.

sollten sie mal einen handwerker oder ähnliches benötigen... in der regel kommt er nicht. wenn sie glück haben, sagt er, oder seine firma - kurz vor dem eigentlichen termin - ab. allerdings: flexibilität ist gefragt. auf die nachvollziehbare frage, wann denn der fachmann kommt, erhält man hier die fachgebietsübergreifende antwort: "...zwischen 9 uhr morgens und 18 uhr abends. mehr bekommen sie aus dem call center nicht heraus! hier herrscht eben die maniana-maniana-mentalität. falls sie zu den glücklichen menschen gehören, die tatsächlich mal einen handwerksdienstleister erwischen, vergessen sie nicht ihn ausreichend zu tippen... sonst könnte es gut sein, dass sie sich beim nächsten mal das sachbuch: "heimwerker in 14 tagen" zu legen müssen.

zu guter letzt: auch nach 4 monaten ertappe ich mich dabei - wenn auch sehr selten - die frage: "...how are you?", ehrlich zu beantworten... es interessiert nur keinen. antworten sie einfach mit: "...oh, boy... it's so damn hot outside (je nach jahreszeit bitte durch: cold, rainy, windy, humid etc. ersetzen). das geht immer und die new yorker lieben den small talk über das wetter. einfach mal ausprobieren.

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