Friday, February 16, 2007

einmal durch den kulturgarten mit dem cabstealer

freitag, 16.02. - warum sagt man eigentlich: (ich versuche es etwas vornehmer auszudücken) es ist hinternkalt, es zieht wie hechtsuppe und die zeit vergeht wie im flug? etymologen und semantiker nach vorne. das könnte man ja mal herausbekommen... egal, woher deren ursprung rührt, genau das erlebe ich hier zur zeit. gestern hatte ich 5 monatige new york ankommung. also ca. ein 192tel meiner zu erwartenden erdzugehörigkeit. schwupp. fast ein halbes jahr. wenn man dann noch bedenkt, dass man durschnittlich 320 monate seines lebens (ver)schläft... dann (ver)fliegt die zeit tatsächlich. conclusio: mehr kaffee und flügelverleiher trinken, länger wachbleiben und mehr erleben. es herrschen hier zur zeit leichtes schneechaos und gefühlte arktische temperaturen. der 360 grad dauergegenwind - den hochhäusern sei dank - kühlt die tatsächlichen -6 bis -10 grad celsius auf subjektive -20 grad herab. das land der rottriefnasen und rotohren. aber - noblesse oblige - manche damen salatstorchen hier trotzdem unbestrumpft in high heel pumps durch die gegend. achtung nicht gestreut und der cranberrysaft freut sich auf saisonal bedingte zusatzabnehmerinnen. es ist ziemlich ungemütlich geworden. brrrrrr! man bleibt nicht länger im freien, als man unbedingt muss. da ich mein strickzeug und meine häkelnadel zu hause in deutschland gelassen habe, mußten alternativen für die abendgestaltung her. und zwar richtige. ja, das ist das tolle an new york. musik, kunst, theater, kultur... wohin man schaut. fast schon ein wenig: die qual der wahl. und ich habe mir mir das komplette programm gegeben. in 10 tagen einmal querbeet durch den kulturgarten und wieder zurück. es fing an mit: justin timberlake im madison square garden. opening act: pink. über 16.000 unter-20-jährige und ich. nein, nicht nur mädchen, es waren vereinzelt auch ein paar jungs anwesend. und es kam, wie es kommen mußte... ich fotografierte fröhlich wippend und beckenkreisend durch die gegend und erfreute mich an der außergewöhnlich guten performance der künstler - der sound im madison square garden ist allerdings für tinnitusissten nicht zu empfehlen, die höhen sind danach total im eimer... ich stand also mit meiner kamera wie ein konzertfotograf im weiten rund, als mich eine junge dame mit den folgenden (nicht ganz jugendfreien) worten anschrie: "...you are a pervert!". willkommen im land der voyeuristen. morbus paperazzi. wenn sonst irgendwo das blitzlicht aufleuchtet, parishilton alle direkt in die kamera. motto: berühmt sein, um jeden preis. wenn aber robert-alone-in-new-york für seinen blog auf motivjagd geht und durch die gegend fotografiert, wird es gleich persönlich und existenziell, weil die jungen damen offensichtlich dachten, ich sei ein stalker, oder so... der anschliessende prozess mit 15 jahren sicherheitsverwahrung ist mir glücklicherweise erspart geblieben. man, man, man... verkehrte welt...


justin timberlake at madison square garden


nachdem sich meine ohren an das postkonzertale dauerpfeifen gewöhnt hatten, gönnte ich mir als rekonvaleszenz honig für meine angeschlagenen lauscher. anna netrebko als elvira in der met. i puritani von vincenzo bellini stand auf dem programm. das war ganz große oper und eine atemberaubende vorstellung des russischen opernstars. sie singt sich förmlich ihre seele aus dem leib, mal zart und einfühlsam, mal herzerweichend und eindringlich. ein ereignis. danach waren meine öhrchen wieder geheilt. met für die ohren. oper? ja, bitte!

und weil es hier im nordosten der vereinigten staaten immer ungemütlicher wurde, holte ich mir einfach den sonnigen süden andalusiens ins haus. besser gesagt: paco de lucia live at the carnegie hall. eine andalusische nacht. vale! ole! wäre da nicht die auf tiefkühltemperatur eingestellte klimaanlage gewesen, man hätte die sonne, das meer, die andalusischen berge, die milde luft, den rotwein und die leckeren tapas förmlich fühlen, riechen und schmecken können...


paco de lucia in der carnegie hall


...und da wir schon beim thema sind... fragt ein fahrgast einen taxifahrer in new york, wie er denn am schnellsten in die carnegie hall kommen könnte... "üben, üben, üben!". kunst kommt wohl doch von können. das konzert war absolute weltklasse. paco de lucia ist ein virtuose auf der gitarre. unfassbar, was er den zuhörern mit seiner band geboten hat. er verbindet flamenco mit jazzinstrumentierung und mit außergewöhnlicher bandbesetzung. jetzt muß ich nur noch ins reisebüro und eine reise an die costa del sol buchen. ich packe schon mal... sonne ich komme!


das wetter hier in new york dagegen blies weiterhin trübsal und deshalb ich ließ mich mal wieder ins blue note treiben. grammy award winner earl klugh zu gast im jazzclub no. 1! klugh's großes vorbild, george benson, hat einmal zu ihm gesagt: "...earl, this is what you do; just do it!". und er hat es getan - und wie... knapp zwei stunden smooth jazz vom aller feinsten. begleitet von einer richtig tollen band, war dies ein gelungener sonntagabend wochenausklang. der leckere pinot noir rundete das hörerlebnis vollmundig ab.

earl klugh im blue note

da man am valentinstag lieb sein soll, habe ich mich daran gehalten und war lieb. so richtig lieb. so richtig, richtig lieb. zu mir selbst. passend zum thema des tages gab es "love songs" im dizzy jazz club im jazz at lincoln center am columbus circle. auf dem programm stand das: victor goines quintet: love songs featuring vanessa rubin, peter washington, danny grissett, and jerome jennings. special guest: wycliffe gordon vom jazz at lincoln center ensemble an der posaune. jazz it. das war eine musikalische liebeserklärung an und für sich. dazu gab es den kostenlosen blick auf die illuminierte upper east side mit einem sternenklaren himmel. fast schon ein wenig kitschig... aber guuuuut! new york for lovers.

die kultour wurde aufgrund anhaltender frostisierung noch mal in den süden europas bemüht. das flamenco festival, new york - gala de la bienal de sevilla - sollte meine angefrorenen sinne wieder auftauen. und so kam es dann auch. ich hatte bereits nach 10 minuten wieder normale betriebstemperatur und erwischte mich beim 12/8tel takt buleria mitklatschen. sehr zum leidwesen der anwesenden 99% spanier... ich werde mir als nächstes nägel in meine absätze hauen und den teppichboden zur seite schieben. dann nehme ich mir ein rotes handtuch und dann kann el torro ruhig kommen. soy un torero. ole.

10 tage. da war sie wieder, die verflogene zeit. aber schön war sie und ich wollte sie nicht missen. so viel auswahl, so viele schöne augenblicke...

zum vergleich: der veranstaltungstipp der nächsten 10 wochen für frankfurt am main:

16.02.2007 - 18.02.2007
Apassionata (Reitschau)

18.03.2007 - 18.03.2007
Die Flippers

25.03.2007 - 25.03.2007
Cliff Richard

29.03.2007 - 29.03.2007
Barbara Clear

12.04.2007 - 12.04.2007
Das Frühlingsfest der Volksmusik

15.04.2007 - 15.04.2007
Tokio Hotel

auch sehr schön...

zu guter letzt: ich bin dann doch straffällig geworden. ich bin ein cabstealer. taxis zu ergattern (wo kommt dieser begriff schon wieder her) ist ohnehin schon fast leistungssport. bei diesen witterungsbedingungen wird daraus allerdings ein wettkampf mit harten bandagen. nach dem earl klugh konzert stand ich - leicht fröstelnd am straßenrand und hob brav die hand. das taten allerdings die anderen auch. also lief ich den taxis entgegen. nur es kam keins. ich war bestimmt schon 10 minuten unterwegs, als ich ein freies taxi auf der gegenüberliegenden straßenseite erspähte. ich spurtete dem taxi entgegen, lief dabei schön über rot und... erster... ich war drin im warmen inneren... draussen, in der kälte vor dem taxi, stand der zweite sieger des nächtlichen new yorker taxilaufs und schimpfte sich die seele aus dem leib. zum schluß seiner taxifahrerpredigt kam er auf meine seite, sah mich mit einem markerschütternden, bösen blick an und schrie: "...you are a cabstealer!" und ließ seinem wutausbruch noch ein: "...good night!" folgen. der cabdriver blieb ganz ruhig und sagte nur: "...who comes first, eats first!".

mahlzeit.

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