samstag, 03.02. - der von bülowsche fernsehabend...
Sie: Wieso geht der Fernseher denn gerade heute kaputt?
Er: Die bauen die Geräte absichtlich so, dass sie schnell kaputt gehen.
Sie: Ich muss nicht unbedingt Fernsehen.
Er: Ich auch nicht. Nicht nur, weil heute der Apparat kaputt ist, ich meine sowieso, ich sehe sowieso nicht gerne Fernsehen.
Sie: Es ist ja auch wirklich
nichts im Fernsehen, was man gerne sehen möchte.
Er: Heute brauchen wir, Gott sein dank, überhaupt nicht erst in den blöden Kasten zu gucken.
Sie: Nee, es sieht aber so aus, als ob Du hinguckst.
Er: Ich?
Sie: Ja.
Er: Nein, ich sehe nur ganz allgemein in diese Richtung. Aber
Du guckst hin. Du guckst da immer hin.
Sie: Ich? Ich gucke dahin? Wie kommst Du denn darauf?
Er: Es sieht so aus.
Sie: Das kann gar nicht so aussehen, ich gucke nämlich vorbei. Ich gucke absichtlich vorbei. Und wenn Du ein kleines bischen mehr auf mich achten würdest, hättest Du bemerkt, dass ich absichtlich vorbei gucke. Aber Du interessierst dich ja überhaupt nicht für mich.
Er: Jajajaja.
Sie: Wir können doch einfach mal ganz woanders hingucken.
Er: Woanders? Wohin denn?
Sie: Zur Seite, oder nach hinten.
Er: Nach hinten? Ich soll nach hinten sehen? Nur weil der Fernseher kaputt ist, soll ich nach hinten sehen? Ich lass mir doch von einem Fernsehgerät nicht vorschreiben, wo ich hinsehen soll.
Sie: Was wäre denn heute für ein Programm gewesen?
Er: Eine Unterhaltungssendung.
Sie: Ach.
Er: Es ist schon eine Unverschämtheit was einem so abend für abend im Fernsehen geboten wird. Ich weiss gar nicht, warum man sich das überhaupt noch ansieht. Lesen könnte man statt dessen, Karten spielen oder ins Kino gehen oder ins Theater. Statt dessen
sitzt man da und
glotzt auf dieses
blöde Fernsehprogramm.
Sie: Heute ist der Apparat ja nun kaputt.
Er: Gott sei dank.
Sie: Ja.
Er: Da kann man sich wenigstens mal unterhalten.
Sie: Oder früh ins Bett gehen.
Er: Ich gehe nach den Spätnachrichten der Tagesschau ins Bett.
Sie: Aber der Fernseher ist doch kaputt.
Er: Ich lasse mir von einem kaputten Fernseher nicht vorschreiben wann ich ins Bett zu gehen habe...
ich habe zwar auch einen rechteckigen kasten in meiner wohnung stehen, aber wenn der seit meiner ankunft vor 20 wochen insgesamt 10 stunden gelaufen ist, wäre das schon sehr großzügig bemessen. wer glaubt, dass deutschland während des tevauen verblödet, war noch nicht in amerika. unerträglich ist kein passender ausdruck. eine sitcom jagt die nächste. richtersendungen über richtersendungen. schwachsinnige talkshows und zwischendurch immer wieder "dabbeljuh". der ist sich hier für nichts zu schade. der macht hier jeden tag auf fettnapfing. aber er hat dabei immer einen grenzdebiles lächeln im gesicht... mal ganz abgesehen von den unzähligen
shitshopping on TV- und
weather channels sendern. wie hat grönemeyer so schön in einem seiner lieder getextet:
...die herren an der macht haben sich geschickt abgesetzt. das volk sieht derweil fern. sie kontrollieren jeden sender, alles wird vorgedacht. erst wenn der fernseher aufhört zu denken, tut er was man ihm sagt! einfach ab - oder besser noch - gar nicht erst einschalten.
wie sagt "
er" weiter oben so treffend: "...man könnte statt dessen, karten spielen oder ins kino gehen oder ins theater...".
theater! das war das richtige stichwort und das theaterherz schlägt am broadway, in new york. der
breite weg durchquert am times square das zentrum des schauspiel- und theaterviertels (auch
theatre district genannt), welches sich mit seinen 38 theatern zwischen der 41ten und 53ten straße befindet. nach ihm wurden auch die zum teil spektakulären musical-produktionen benannt, die heute allgemein als
broadway plays bezeichnet werden. kleinere produktionen haben sich früher meist etwas weiter entfernt vom teuren broadway niedergelassen und bekamen daher – später für jedes kleinere theater üblich, ob nun am broadway oder nicht – die bezeichnung
off broadway produktion.
hier gibt es die maximal auswahl: a chorus line; beauty and the beast; chicago; hairspray; mamma mia; the phantom of the opera; the lion king; the producers; rent; the color purple... um nur mal die großen musical- und theaterproduktionen zu nennen. die qual der wahl.
zwei von diesen produktionen habe ich mir in jüngster zeit gegönnt:
the vertical hours directed by sam mendes. starring julianne moore and bill nighy. die produktion läuft seit dem 30ten november und bis zum 1. april 2007 im
music box theatre (239 west 45th street). der eintritt ins ehemalige
irving berlin theater alleine lohnt sich schon... eine junge amerikanische kriegsberichterstatterin, die inzwischen politische wissenschaften an der elite uni yale unterrichtet, besucht mit ihrem freund dessen vater in england. zwei völlig unterschiedliche kulturen und ansichten treffen aufeinander und zum schluß bleibt nichts, wie es vorher war. prädikat: sehr sehenswert. tolle schauspieler.
julianne moore und bill nighy in the vertical hours
aber den knaller gab's gestern zum 140 tägigen new york jubiläum: spring awakening - a new musical. frühlingserwachen. das drama mit dem untertitel: "eine kindertragödie". der schulklassiker aus der 9ten klasse. von frank wedekind. das gelbe reclamheftchen fliegt bestimmt noch irgendwo bei mir im keller herum. wedekind thematisiert schulische, aber vor allem sexuelle probleme pupertierender jugendlicher. und das zu zeiten der spießigen und verklemmten gesellschaft des wilhelminismus. die umsetzung: der absolute wahnsinn auf brettern. oder wie es ein new yorker kritiker auf den punkt brachte: "...nothing else in town even comes close!". dieser augen- und ohrenschmaus läuft im eugene o'neill theatre (230 West 49th Street) - auch wieder so ein richtiges wohlfühl- und hinguck-und-staun broadwaytheatre aus den 30iger jahren.


spring awakening
so macht theater bzw. musical lust auf mehr. mal abgesehen davon, dass ich das gefühl hatte unter lauter prominenten der einzige "no name" zu sein - welcome to new york! ja, danny de vito ist wirklich seeehr klein! das geschehen auf der bühne war überwältigend. ein überragendes bühnenbild, geniales casting, eine unglaubliche umsetzung der buchvorlage und eine komposition besser, als die andere. ein must see! 4 daumen hoch. in der pause habe ich mir gleich die cd zum musical gesichert. ich werde jetzt alle reclamheftchen von mir durchsehen und dann auch ein musical daraus machen. ich kann das! don't dream it's over...