Sunday, November 26, 2006

november spring - whitney muss warten

sonntag, 25.11. - frühling in new york. also: handwärmer, winterstiefel, schal und die daunenjacke zurück in den schrank und die t-shirts wieder ausgepackt. es waren heute, vier wochen vor weihnachten, knapp 20 grad celsius und die sonne machte lust auf meer... so begab ich mich - leicht bekleidet - auf den weg. ich wollte heute ins whitney museum of american art (945 madison avenue east at 75th street). seit ende september läuft dort die ausstellung picasso and american art (noch bis zum 28. januar 2007). aber ich kam nur bis zur 72ten west. auf meinem weg durch central park blieb ich hängen und erlebte einen ungeplanten, wunderschönen, sonnigwarmen und lebendigen nachmittag.

seit über 20 jahren treffen sich an dieser stelle im central park die skater. "...feel free to join us anytime...!", sagte mir skate-dj truality und verkaufte mir gleich den kompletten hauseigenen skatemusic-remix auf 5 cd's. back to the eighties. die jungs und mädels haben es richtig drauf. ich wäre ja schon froh, wenn ich mich ohne skates wenigstens halbwegs so fortbewegen könnte. ich setzte mich auf den weg und schaute ihnen stundenlang zu. zum schluss waren es bestimmt 50-60 skater aller couleur, umringt von zahllosen zu-recht-bewunderern... carpe diem.

es gibt sie noch, die village people... ymca!

...mit 75 noch voll im leben...

...so kann man (frau) seinen lebensabend auch verbringen...

...dj truality - what the f... are the seventies?

...hauptsache, gut drauf... welcome to new york!

...damit wäre ich anfang der 70er der könig aller biker gewesen...

...und während ich auf die subway für meinen heimweg wartete, gab's noch ein exquisites jazzkonzert obendrauf...

Saturday, November 25, 2006

fidel und hungrig im son cubano - máximo líeder

freitag, 24.11. - nach einer 4-tägigen mayrchen milch-semmel-kur-diät (die war nach dem peanut butter hüftringschlemmen auch bitter nötig), meldete sich wieder meine kullinarische neugier zu wort. ich war die altbackenen semmeln und das löffelweise milch nuckeln satt und so durchforstete ich die lukullischen ratgeber und das internet auf verwertbare informationen, um wieder einmal das gefühl einer leckeren sättigung zu erleben. ich stand gedanklich schon fast mit einem bein in einer chinesischen brasserie, als mir ein beitrag über das kubanische restaurant hier in new york ins auge fiel. son cubano oder auch sound of cuba. im angesagten meatpacking district (405 west 14th street between 9th avenue and washington street). da ich bis dato weder dort noch da war, mussten die chinesen leider noch ein wenig auf mich warten. duibuqi!

ich fuhr mit der subway zur 14th street, lief noch zwei blocks und ersteinmal am restaurant vorbei. dafür, dass dies die erste addresse für cuban cuisine sein sollte, präsentierte es sich auf den ersten blick recht unauffällig. aber dann... ein canis lupus im ovis aries fell!

http://www.soncubanonyc.com/

der laden war restlos ausgebucht. das konnte ich auch gut verstehen. aber zum glück hatte ich ja reserviert. schlau, schlau. mein erster eindruck: willkommen in andalusien (allerdings in ermangelung kubanischer lebensart/erfahrung). das gedämfte licht aus den kronleuchtern verlieh dem ambiente den passenden rahmen und die musiker ließen keine hüfte ruhig auf ihrem stuhl sitzen. und wen es überhaupt nicht mehr auf seinen 4 buchstaben hielt, stand einfach auf und salsate und merenquete durch das restaurant. ja, ich auch! aber vorher gab's etwas für den gaumen...

eine nicht nur lecker aussehende paella de marisco... und dazu: süffigen mojito. mjam, mjam. was bitte ist eine mayr-diät und vor allem: warum?

anschliessend habe ich mich noch vom kellner ein wenig aufklären lassen. die kubanische küche besteht aus nur wenigen zutaten: tomatensoße, schwarze bohnen und wurzelgemüse (darunter auch exotisches wie yuca oder malanga) sowie sofrito. letzteres besteht aus zwiebeln, paprikaschoten, knoblauch, oregano und pfeffer. diese mischung gibt vielen kubanischen gerichten ihren typischen geschmack. dazu gibt es sehr häufig hühnchen. die auch kreolisch genannten speisen sind eine mischung aus indianischen, spanischen und afrikanischen einflüssen. es gibt also noch viel zu entdecken und vor allem zu erschmecken. ich lauschte derweil den musikern und rutschte - wie die anderen - auf dem stuhl hin und her.

Friday, November 24, 2006

schlechte zeiten für veggies - candle in the dark

freitag, 24.11. - sherry's german turkey, homestyle turkey, the michigander way, rosemary roasted turkey, the attention-hungry turkey of moistness, herb-roasted turkey with citrus glaze, turkey breast braised with garlic and rice, roast turkey with herbal rub, crockpot stuffed turkey breast, achiote butter-basted turkey with ancho chili gravy, apricot-glazed turkey with roasted onion and shallot gravy... soviel zum thema: lecker essen gehen an thanksgiving - dem amerikanischen nationalfeiertag.



turkey, turkey, turkey... wohin man sah. die armen viecher... mal ganz abgesehen, dass am gestrigen donnerstag alle restaurants bis zum anschlag gefüllt und ausgebucht waren. für mich blieben nur die belgischen waffeln mit zimtsahne im stehen übrig. nein, ich will mich nicht beschweren. die waren total lecker... nicht zu schwer. lean cuisine.

darüber hinaus bot der feiertag: vernassung, verfeuchtung und verkühlung. aber das hielt die new yorker nicht davon ab, sich die macy's thanksgiving parade anzuschauen. bei dauerregen und 5 grad celsius - gefühlt unter null grad! die parade zog stundenlang durch manhatten. ich verabschiedete mich zeitig mit roter-rudolph-the-reindeer-nase und machte lieber auf home-sweet-home. in der stadt war ohnehin alles geschlossen.


ich schaute mir zuhause eine total interessante kochsendung an: recipes and menus for your most festive thanksgiving holiday ever: the perfect turkey...

heute auf den tag genau vor 5 jahren verunglückten melanie thornton und viele andere mit dem flugzeug beim landeanflug auf zürich. ich wollte für sie heute eine kerze anzünden und suchte mir dazu den passenden rahmen: die saint patricks cathedral (between fifth and 460 madison avenues and 50th/51st streets). nicht nur die kirche präsentierte sich in aussergewöhnlicher pracht, auch das wetter war am tag nach der thanksgiving-überschwemmung nicht zu toppen...

www.saintpatrickscathedral.org

eine imposante cathedrale umgeben von wolkenkratzern - eine wunderschöne architektur und andächtige stimmung im inneren der kirche (grundsteinlegung war 1858 und fertigstellung 1879). und da gerade ein gottesdienst stattfand, blieb ich ein wenig länger... das hektische treiben musste draussen bleiben.

...wie sagte die pfarrerin in berlin anlässlich von melanies trauerfeier:

"...lasst uns nicht traurig sein, dass sie nicht mehr da ist, sondern froh sein, dass wir sie kennengelernt und zeit mit ihr verbracht haben. erst wenn wir nicht mehr über sie sprechen und auch nicht mehr ihre lieder hören, erst dann wird sie nicht mehr da sein...!".

ich ging hinaus ins leben und wünschte mir, dass die kerze noch lange brennen würde...

Wednesday, November 22, 2006

more x-mas, stimmbruch und coat rack

dienstag, 21.11. - das vorweihnachtliche wettrüsten geht weiter... das radio spielt ununterbrochen weihnachtslieder. mittlerweile ist sich kein(e) sänger(in) mehr zu schade, solche lebkuchen- und glühweinliedchen zu trällern. von mariah carey über diana krall und bing crosby zu toni bennett. hauptsache es kommt christmas darin vor... das who is who der gesangswelt gibt sich im äther die weihnachtshand und auf den strassen geht die dauerberieselung nahtlos weiter. aus den geschäften düdelt es ebenfalls unablässlich weihnachtssossig. bei starbucks schmeckt seit ein paar tagen jeder latte machiatto nach lebkuchen und zimtsahne und gekrönt wird das ganze durch die superlativfrage: "...wer hat den längsten...?". weihnachtsbaum. einige weihnachtsbaumpremieren stehen allerdings noch aus. die am metropolitan opera house und auch am rockefeller center. man darf gespannt sein!

in 4 wochen werden wir alle weihnachten lieben und der einzelhandel uns...




gestern abend war dann zur abwechslung mal ballett angesagt.

das new york city ballet eröffnete die 125te spielzeit mit der opening night benefit 2006. begleitet vom arg stimmbrüchigen new york city ballet orchestra. die jungs haben sich echt bemüht. als einziger konnte der triangelspieler überzeugen. der hatte insgesamt 2 oder 3 einsätze. da muss man voll konzentriert sein und bleiben. wenn der seinen einsatz verschläft... beim zweiten stück (slice to sharp - music: antonio vivaldi) von insgesamt 6 verschiedenen programmteilen, stiessen einige der violinisten - zum leidwesen unserer ohren - an die grenzen ihrer fingerfertigkeit. die leicht verstimmten violinen rundeten das gesamtbild ab. I am not kidding! da wurde die milch im glas spontansauer...



new york city ballet - www.nycballet.com

da ich kein ausgesprochener ballettfachmann bin, fragte ich in der pause die aus indien stammende sitznachbarin (sie kommt aus goa - ich weiss jetzt alles über indien!), ob es beim ballett nicht auch auf synchronität ankäme...

nö, aber sonst waren die tänzerischen leistungen bestimmt sehr gut. ich bekam allerdings von den performances nicht allzu viel mit, da sich direkt hinter mir zwei ballettkonform gekleidete mittelalterliche damen unentwegt stritten. frau von-und-zu 1 beanspruchte offensichtlich für ihren nerz ein wenig zu viel lehne von frau von-und-zu 2. nicht dass sich die beiden hätten einigen können. es ging argumentativ hin und her. nein, doch, nein, doch, meine lehne, nein, legen sie den mantel doch auf ihre beine, nein, doch...

als frau von-und-zu 2 dann in ziemlich abfälligem ton zu f-v-u-z 1 sagte: "...I am no coat rack!", bekam ich bei der bildhaften vorstellung einen lachkrampf und hatte am ende doch noch viel spass.

die gesamte opening show war per se scho a bisserl ang'staubt! der schlusspunkt mit der tänzerischen umsetzung des stars and stripes militärmarsches war heftig und unerträglich patriotkitschig.

seit gestern schätze ich william forsythe um so mehr. modern ballet dance - yeah!

Monday, November 20, 2006

2 minuten auf der zunge, 10 monate auf den hüften - holiday on ice

montag, 19.11. - immer nur skim milk, low fat, sugarfree...
schluss damit! heute war sündigen angesagt. aber so richtig! ich legte die kalorienreduzierten möhrchen wieder zurück ins regal und trennte mich ebenfalls leichten herzens vom stangensellerie. nun war ich schon seit wochen im land of the peanut butter und hatte bis dato noch nicht einmal davon genascht. ich hatte plötzlich heisshunger auf die kalorienbombe schlechthin. ein teelöffel = 190 kalorien! in der 240 sullivan street (between west 3 and bleeker street) wurde ich fündig: peanut butter & co.


www.ilovepeanutbutter.com

hier im originaltext - meine bestellung:

the fluffernutter: freshly ground peanut butter on one side and gobs of marshmallow fluff spread on the other. it's heaven.

the elvis: a grilled peanut butter sandwich, stuffed with bananas and honey. try it with bacon for that extra indulgence. long live the king!

aus bekannten gründen musste ich beim bacon eine runde aussetzen. die kalorische unterversorgung wurde allerdings spielend durch die kartoffelchips-beilage ausgeglichen. die beiden dekorationsmöhrchen am tellerrand fristeten dagegen ein eher trauriges dasein.

und für das schlechte gewissen gab's ein wenig tröstendes brainfood...

peanut butter:

- eine quelle für vegetarisches protein

- liefert wertvolle vitamine und mineralstoffe (vitamin E, niacin, phosphor & magnesium)

- ist cholesterinfrei und kann das verhältnis zwischen HDL und LDL regulieren

- enthält genauso viel eisen, wie eine 1/2 tasse brokkoli

- enthält folsäure, ist ein ideales nahrungsmittel bei schwangerschaften (salzgurken nicht vergessen...) und schützt vor herzerkrankungen...

wer sagt es denn. schlemm dich fit. oder war es schlämm dich fett...?

egal, es schmeckte hervorragend. ein schnuckeliger laden. sehr nette bedienung hinter dem tresen (selbstbestellung mit platzbringservice). und wem die vor-0rt-verköstigung nicht ausreicht, kann sich im peanut butter shop nach herzenslust bedienen.

anschliessend ging's in den central park - burning calories:

love story (on ice)... robert macgraw meets roberta o'neal. der pirouettenkönig in new york...

iceskating im central park - wollmann rink

(east side between 62nd and 63rd streets)


man kann sein schicksal ja auch mit gewalt herausfordern... als mich die ordnungshüter mit drehschwindelsymptomatik von der eisfläche trugen, hatte ich mich gerade an den geisha-artigen fussschmerz gewöhnt, den mir meine frisch erworbenen eishockeyschlittschuhe von beginn an vermittelten. als ich dann ein wenig später regenerativ und fussverspannt auf einer bank saß, kam ein jugendlicher auf mich zu und sagte zu mir:

"...man, you can break dance, cool!".

Saturday, November 18, 2006

a walk through the art - ein sommelier in new york


samstag, 18.11. - nach zwischenzeitlich überstandener nächtlicher bettflucht, schlief ich heute so gegen 05:30 uhr ein und wurde um 11:00 uhr mit bing crosby's white christmas geweckt...
kann ja mal passieren, dachte ich mir und freute mich auf gute musik aus dem radio und meinem lieblingssender 106,7 fm...
weit gefehlt! es folgten: have yourself a merry little x-mas, driving home for x-mas, feliz navidad und last x-mas... nach der petersburger schlittenfahrt musste ich dann leider das radio wegen christmae praecox ausschalten. das war dann doch ein wenig zu seicht. allerdings hatten es sich die sing-along-christmas-songs bereits in meinen gehörgängen gemütlich gemacht - mitsumm, mitpfeif...

und als hätte sich ganz new york abgesprochen...





...christmas is coming home und das war bestimmt erst der anfang... es hatte nur noch schnee gefehlt und ich hätte mir eine pferdekutsche gemietet und laut jingle bells im central park gesungen.

vielleicht lag mein übermut aber auch am restalkohol und dem künstlich erhöhten oechslewertes meiner roten blutkörperchen. der maître de vin des liquor stores, hatte mir zu meinem "le petit sommelier robähr trifft bioleklafermälzer selbstkochabend" einen 2005er sauvignon blanc aus new zealand wärmstens empfohlen. bei soviel charme konnte ich nicht widerstehen und merkte leider erst zu hause, dass ich überhaupt keinen korkenzieher benötigte...

...brrr, ein wein mit drehverschluss! ich war nach dem öffnen nicht mehr objektiv und konnte anschliessend den naturidentischen aromastoff leider nicht mehr so richtig geniessen. objektiv betrachtet waren allerdings meine kopfschmerzen heute früh nicht unerheblich. von den leicht geschwollenen augen mal ganz abgesehen.

nach mehreren kühlen augenkompressen zog ich mir am nachmittag die kulturschuhe an und fuhr mit der subway nach brooklyn ins brooklyn museum:

brooklyn museum - location: 200 eastern parkway, brooklyn

zwei leckerbissen standen auf dem programm: die ron mueck ausstellung (november 3, 2006 – February 4, 2007) und die annie leibovitz ausstellung: a photographer's life, 1990–2005, (october 20, 2006 – january 21, 2007).

künstlerisch lässt sich muecks stil dem hyperrealismus zuordnen, eine kunstrichtung die nicht die abstraktion, sondern die übersteigerung der realität als mittel wählt. muecks themen sind geburt, leben und tod. seine figuren sind bis ins kleinste detail bearbeitet. sie wirken einfach unglaublich. durch hautpigmentierung, hautfalten und kleinste haare scheinen sie lebendig zu sein. mueck versucht mittels größenveränderung die wahrnehmung der ansonsten perfekt nachgebildeten figur zu verändern...

ein absolutes muss-man-gesehen-haben.

die annie leibovitz ausstellung zeigt über 200 fotografien der weltbekannten künstlerin. intime, aussergewöhnliche portraits (bill clinton, demi moore, al pacino, robert de niro, jonnie depp und kate moss, mick jagger, brad pitt, scarlett johansson, uma thurman, nicole kidmann...), grossformatige schwarzweiss landschaftsaufnahmen und einfühlsame alltagsszenen ziehen den betrachter in ihren bann...

prädikat sehr sehenswert.

Wednesday, November 15, 2006

...a short story... thanks for smiling

mittwoch, 15.11. - auch in der kurzen zeit meines aufenthaltes in der stadt, die nach james, duke of york benannt wurde...

james, duke of york

- der herzog von york wurde 1664 durch könig charles von england, nach der unblutigen kapitulation der niederländer (federführend durch peter stuyvesant) eingesetzt -

peter stuyvesant

...habe ich mir bereits vertraute wege geschaffen. warum in die ferne schweifen - sieh, das gute liegt so nah... oder so ähnlich.

ich wollte heute einmal wieder neue wege beschreiten und war neugierig, was mich dort wohl erwarten würde. ich lief zur subway in der 145ten und beschloss die erste untergrundbahn zu nehmen, die kommen würde. es war ein "b"-train, ein local stop train. diese züge halten an jeder station. express trains überspringen mehrere local stops. ob es sich um einen express train oder local train handelt, teilt einem der zugführer via mittelalterlicher sprechanlage mit. man muss schon sehr genau zuhören, wenn es aus dem lautsprecher der subway scheppert und quakt. es gibt hier nämlich keinen festgelegten plan und durch die umbauarbeiten des gesamten subwaysystems, werden express trains mal plötzlich zu local trains ernannt und umgekehrt. am besten man versucht am anfang erst gar nicht, den zugführer und dessen blechdosensprachqualität zu verstehen (...nein, sie haben keinen hörsturz, das klingt immer so!) mal ganz abgesehen davon, dass einigen zugführern stinklangweilig ist und sie unmotiviert anfangen geschichten zu erzählen. man fragt einfach einen einheimischen, nicht schlafenden und nicht walkmenhörenden fahrgast: "...is that local or express?". meistens bekommt man die richtige anwort. nach ein paar wochen allerdings lichtet sich der sprachdschungel und man freut sich richtig, wenn man mal ein paar brocken verstanden hat.

nach 5 stops war schon schluss, denn ich stieg einfach aus. 103rd street, etwa in der höhe, wo der central park north beginnt. da ich aber keine suizidalen tendenzen habe, lief ich nach westen richtung broadway und nicht durch den park... das gänsehauten stellte sich trotzdem ein. ich lief entlang der wohnblocksiedlungen der columbus und amsterdam avenues... das war schon etwas düster... kleinhirn an grosshirn: "...adrenalin ausschütten, aber hop, hop!". déjà vu! ich zog das schritttempo etwas an und war nicht unfroh, als ich den erleuchteten broadway in sichtweite vor mir hatte. eine hürde musste ich allerdings noch nehmen. die war ca. 1,90 m gross, behaart, undergroundig gekleidet und hatte die letzten waschgänge offensichtlich ohne wasser durchgeführt. die tatsache, dass der aufrechtgehende zweibeiner wie ein rohrspatz vor sich hin schimpfte, liess meinen muskeltonus automatisch in die höhe schnellen. das rohrspatzen wurde lauter und es kam immer näher. angriff ist die beste verteidigung. als wir auf augenhöhe waren, lächelte ich ihn einfach an... er hörte sofort auf zu meckern, blieb kurz stehen und sah mich musternd an. danach senkte er seinen blick, nahm seinen gang wieder auf und als er drei, vier schritte weitergegangen war, rief er in die dunkle abendluft: "...thank you for smiling...!".

danach verschaffte er seinem persönlichen götz von berlichingen wieder luft und belautklagte die nacht.

...that's why I'm here...?!

mittwoch, 15.11. – 2 monate new york. fast 9 wochen. 61 tage – oder für statistiker: vor genau 1.464 stunden bin ich auf dem kennedy-airport gelandet und hatte keine ahnung, was mich erwarten würde (für die, die es noch genauer wissen wollen: 87.810 minuten).

die zeit vergeht wie im flug. andererseits kommt es mir unbeschreiblich lange vor und ich kann kaum glauben, dass all das, was ich bis jetzt erlebt habe, innerhalb von nur knapp 9 wochen stattgefunden haben soll. wenn ich heute zurückblicke und ab und zu auch in meinem internet-tagebuch kreuz und quer lese, muss ich natürlich ein wenig schmunzeln. die panikattacken der ersten tage, der empfunde kulturschock, die unmittelbare rückflugtendenz am abend meiner ankunft, sind schnee von gestern. fast jede(r), den ich bis jetzt hier kennengelernt habe, hat ähnliche geschichten zu berichten. zum teil noch haarsträubender, als meine story. welcome to the club.

die permanente reizüberflutung, das rauschen der autobahnen, das rumpeln der subway, das dauerhupen aller motorisierten verkehrsteilnehmer (meistens dann, wenn ohnehin nichts mehr geht, weil alles steht, was es meistens tut), die keifenden krankenwagensirenen, die noch schrilleren feuerwehrsirenen, die nächtlich dröhnende müllabfuhr und auch das knarzen des parkettbodens in der wohnung über mir (die dame hat bestimmt ein restless legs syndrom...), das war und ist einfach zuviel an sinnesreizen. selbst für einen, der aus einer grossstadt kommt. hinzu kommen die extremen gegensätze von dargestelltem reichtum und absoluter armut (lots have and not have), penibelster reinlichkeit und dem verdrecktestem anblick, der sich einem je offenbart hat. welcome to kalkutta. last but not least die permanente hektik all jener, die sich tagtäglich in manhatten bewegen.

ich hatte auch unterschätzt, bzw. mir keine gedanken darüber gemacht, wie wichtig ein kuscheliges nest ist. erst als meine wohnung halbwegs nach robert aussah, freute ich mich auf zu hause, fühlte mich zusehends wohler und wurde gelassener. wer geht schon abends gerne zurück in ein unmöbliertes, nicht renoviertes hotelzimmer.

ich würde das abenteuer new york, wenn ich alles noch einmal von vorne beginnen müsste, viel langsamer angehen, mir mehr zeit nehmen. wobei sich dies mit einem von-a-bis-z-aufbau einer firma in new york nur schwer verbinden lässt.

in einer geschichte über eine himalaja-expedition heisst es, das der expeditionsleiter seine sherpas aufforderte noch schneller zu gehen und auch weniger rast machen, damit er sein ziel schneller erreichen könnte. es war ein wettlauf gegen die uhr, denn das zeitfenster für die besteigung des mount everest, beschränkt sich auf ein paar tage (um den 10. mai herum – das hängt mit der wetterlage und den winden auf dem gipfel zusammen).

anfänglich hatte er mit finanziellen zulagen bei den trägern erfolg und das tempo wurde entsprechend forciert. nach einigen tagen allerdings, blieben sie wie festgenagelt auf dem boden unter einem schattigen baum sitzen und wollten nicht mehr weitergehen. der expeditionsleiter war total verzweifelt und sah sein vorhaben scheitern. er bekniete förmlich den ober-sherpa und bot ihm soviel geld, wie dieser von ihm verlangte, damit die expedition nur endlich fortgesetzt werden könnte. nach einer kurzen unterredung mit den anderen sherpas, sagte er dem geldgeber, dass es den anderen nicht um mehr geld ginge. sie seien in den letzten tagen viel zu schnell gelaufen und müssten nun solange warten, bis ihre seelen sie wieder eingeholt hätten...



I know what he was talking about.

nachdem nun fast alle anfangshürden mehr oder weniger elegant genommen wurden (inklusive company-setup), freue ich mich auf das morgen. erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. das macht das leben unberechenbar und wer weiss, vielleicht blicke ich irgendwann zurück und kann dann sagen: „...that’s why I went to new york...!“.

Sunday, November 12, 2006

...el tren de los momentos...

sonntag, 12.11. - der himmel über new york weint. ich sitze im starbucks bei mir um die ecke, höre gerade die neueste cd von alejandro sanz "el tren de los momentos" (kann ich gut nachfühlen... passt zu meiner stimmung) und bin noch unentschlossen, ob ich es den grauen wolken gleich tun soll. vielleicht retten mich auch die anderen gäste, die hier ungestört ihren kaffee geniessen möchten und keine heulbojen erleben wollen. vielleicht geht mir auch nur meine erkältung auf den wecker. näschen voll, oder gar eine herbstdepression? oder bin ich einfach immernoch erschüttert vom anblick der wir-machen-uns-gerne-mal-zum-affen-gruppe, die ich gestern abend auf dem broadway bei ihren fortbewegungsversuchen beobachtete...


ich war mir nicht ganz sicher, ob ich nach dieser realsatire nicht besser hätte umdrehen und mir die decke über den kopf ziehen sollen. manchmal ist es schöner, nicht alles von seines gleichen mitzubekommen und besser mal entsozialisiert zu sein. wie heisst es in einem sprichwort so treffend: "seit ich die menschen kenne, liebe ich die tiere...!" und pythagoras bemerkte dazu: "alles, was der mensch den tieren antut, kommt auf den menschen wieder zurück.". oh je, was müssen wir nur den armen geschöpfen angetan haben...

ich war mit dem taxi unterwegs, war mir aber nicht sicher, ob ich mein ziel rechtzeitig erreichen würde, denn das taxameter des yellowcabs wollte plötzlich nicht mehr und ohne durfte es/er nicht mehr weiterfahren. der cabdriver fuhr rechts ran und versuchte sich an seinem datenschreiber. er drückte auf alle knöpfe, aber - rien ne vas plus. ich machte ihn freundlich darauf aufmerksam, dass ich einen tisch reserviert hatte und dort gerne pünktlich erscheinen würde. ich war ohnehin schon etwas spät. mal ganz abgesehen davon: samstag abend und ein freies taxi in new york grenzt fast schon an: "wünsch dir was!". ich bot ihm an, auch ohne taxameter und beleg leben zu können und ihn so zu bezahlen. man bekommt hier ziemlich schnell ein gefühl für distanzen und entsprechende taxikosten. aber er hörte mich nicht. nach einer kurzen weile schlug ich ihm vor, dass er seinem taxameter doch mal freundlich eine auf den deckel geben sollte - ab und zu würde das helfen, but he was not amused! er schnautzte mich fast ein wenig an, als er mir erklärte, dass es sich dabei um hochsensible elektronik handeln würde... offensichtlich öffnete mein vorschlag - allerdings mit etwas verspätung - seine latenten aggressionsschleusen... er schlug nun unablässlich von allen seiten mit der flachen hand auf seine out-of-order-blackbox... ich verabschiedete mich unmerklich, stieg aus und hatte glück, denn direkt vor mir hielt ein anderes taxi. kaum war das päarchen ausgestiegen, saß ich auch schon drin. "1 waterstreet, brooklyn, please!", sagte ich dem ghanaischen chauffeur und setzte meine fahrt leicht verspätet fort. aus dem radio ertönte charlie rich mit seinem early seventies hit the most beautiful girl, ich blickte aus dem fenster und ließ das nächtliche manhatten an mir vorbeiziehen.

es gibt hier in new york einige must-see-attraktionen. das metropolitan museum, das empire state building, der central park, die met usw. dazu gehört auch das river café an der brooklyn bridge in brooklyn. seit gestern abend weiss ich jetzt auch warum...


wow. was für eine aussicht... das ist inspiration pur... manhatten - ein einziges glitzerndes lichtermeer.... und stille... ich hätte hier stundenlang stehen bleiben können...

www.rivercafe.com

pünktlich um 20:30 uhr ging ich dann hinein... mein tisch war noch nicht frei und deshalb musste ich leider einen champagner auf"s haus trinken... karina, die deutschsprachige waitress mit hannoveranerischen eltern bestand darauf. na gut, ausnahmsweise mal... so stand ich an der verglasten front, links neben der bar und genoss schon wieder die aussicht...

diesmal allerdings begleitet von dom salvador's dezenter pianomusik... ca. 20 minuten später wurde ich an meinen platz geführt und hatte wieder den kompletten blick auf die skyline. what a nice place to be.

das 3-gänge-menue passte sich der aussicht unaufdringlich an. es gab lachstartar als starter und als hauptgang maine lobster special prepared with savory seasonal favorites. by the way: ich bin kein alkoholiker geworden, die leere flasche wein nehme ich immer als dekoration mit... so sah das stillleben mit brille noch etwas authentischer aus... die nachspeise war dann allerdings wirklich der optische höhepunkt:

chocolate marquise brooklyn bridge

viel zu schön, um es aufzuessen. ich hab's dann auch sein lassen und nur fotografiert. transfette sind ohnehin nicht so gesund.